Ein süßes Füchslein

Was ist wohl ein Frauenauer Pale Ale? Ja richtig, eine Phantasiebezeichnung, so wie auch der Name dieses Biers: Rachel Rotfux. Ein alkoholisches Getränk so zu nennen, als ob es auch eine Rolle in einem Märchen spielen könnte, etwa als Gespielin des gestiefelten Katers, von Reineke Fuchs oder dem Schlaukopf in Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ – geschenkt. Es haben schon fabelhaftere Titel Käufer gelockt. Aber möchte man nicht dazu einen konkreteren Hinweis finden, was den Trinker erwartet, wenn er ein Rachel öffnet? Frauenauer Pale Ale, abgekürzt FPA, ist genau das Gegenteil.

rachelrotfuxDie Bezeichnung ist ein Beispiel für das Tohuwabohu, in der sich die Kategorisierung des Biers derzeit befindet. Exakte Abgrenzungen zwischen den Stilen gab es zwar nie. Die Bezeichnungen hatten immer regionale Wurzeln, weshalb beispielsweise selten ein Brauer südlich der Donau darauf gekommen wäre, sein Helles als bayerisches Pils zu vermarkten. Da der gute Geschmack inzwischen aber keine Ländergrenzen mehr kennt, wird die Sache unübersichtlicher. Es kommen vermehrt englische und amerikanische Gattungsbezeichnungen ins Spiel.

Bei der Bezeichnung Pale Ale darf man höchstens Verdacht schöpfen: Hier stand ein English oder American Pale Ale Pate, zwei in den USA noch sehr junge Bierstile. Und da liegt man richtig. Das Rachel Rotfux ist ein rechter Exot. Ganz genau nämlich ein obergäriges starkes Bier, bräunlich-orange, das fulminant gehopft ist, aber auch der in Bayern sehr beheimateten Vorliebe für das Süß-süffige entspricht. Es begrüßt einen mit Fruchtnoten, die leicht mit Kräutern durchmischt sind, verabschiedet sich aber sehr gleitend und ganz ohne nachbitternden Abgang.

Aus Bayern stammen inzwischen einige solcher Biere, die sich alle gerne Bavarian Pale Ale nennen, wie etwa das „Bavarias Best“ aus Schönram. Sicher ist: Als Frauenauer Pale Ale wird das Rachel Rotfux konkurrenzlos bleiben. Es kommt aus einer Gemeinde im bayerischen Wald mit rund 2.700 Einwohnern.

Rachel Rotfux, Frauenauer Turbinenbräu, Alkohol 5,7 % Vol.

Ein AiPiEy für den Einsteiger

Im 19. Jahrhundert tat sich für Bier in Indien ein neuer Markt auf. Den britischen Kolonialtruppen reichte es nicht mehr, Tee zu sich zu nehmen, sie verlangten von den Braumeistern Ihrer Majestät härteren Stoff. Doch wie bringt man Bier wohlbehalten ums Kap der Guten Hoffnung? Das Rezept hieß: mehr Alkohol und mehr Hopfen. Es war die Geburtsstunde des Indian Pale Ale, eines stark eingebrauten, unerhört bitteren Biers.

Dolden_Sud_kleinEs ist vielleicht der Ruf des Weltreisenden, der dieses Bier, kurz IPA genannt und AiPiEy ausgesprochen, zum Paradeobjekt einer lebendigen Craftbeer-Szene in den USA und Westeuropa gemacht hat. Junge Leute, oft Quereinsteiger, die auf Tradition wenig geben, dafür aber aus Hopfen und Malz ein Höchstmaß an Geschmack herauskitzeln wollen.

Mit IPA verbindet sich inzwischen ein Qualitätsversprechen. Man könnte das mit schweren Burgunderweinen vergleichen. Hat man sich einmal an die ausgeprägte Bitterkeit gewöhnt, wird man mit intensiven Geschmackserlebnissen belohnt. IPAs sind mit Hopfen oft nur so gestopft.

Schnell die Kehle geht daher kaum ein Bier runter, das die drei Buchstaben auf dem Etikett hat. Der gemeine Trinker verlangt es öliger. Umso besser, wenn Brauer nun ansetzen, ein größeres Publikum auf den Geschmack zu bringen.

Ein gelungener Versuch stammt aus dem Hause Riedenburger. Die Biobrauerei ist bislang für ihr Emmerbier bekannt. Mit dem Dolden Sud hat sich Brauer Max Krieger eine doch süffige, für den Kenner aber vielleicht zu leichte IPA-Variante ausgedacht. Den Geruch bestimmen Zitrus-, den Geschmack Mangoaromen, leichte Säure harmoniert mit der Süße des nach geröstetem Kümmel schmeckenden Malzes. Der Abgang ist kurz. Genau das macht das Dolden Sud zum idealen Einstiegs- und Alltags-IPA.

Dolden Sud, Riedenburger Brauhaus, Alkohol 6,5 % Vol.